Thomas Haury

Zur Logik des deutschen Antizionismus

Zur Weltenlage: "Die Welt im Nahen Osten ist in zwei Fronten geteilt, da sind die arabischen Völker, die von den progressiven Kräften der Welt im Sinne des Fortschritts unterstützt werden, demgegenüber stehen die zionistischen Kreise, die jüdische Bourgeoisie und Monopole in und außerhalb Israels, die von der ganzen kapitalistischen Welt unterstützt werden." [1]

Das Böse: ’Israel’, "die blutrünstige und machtgierige Bastion gegen die Völker" [2] . ’Der Zionismus’, "der Feind aller Menschen" [3] .

Das reine Gewissen: "Aus den vom Faschismus vertriebenen Juden sind selbst Faschisten geworden, die in Kollaboration mit dem amerikanischen Kapital das palästinensische Volk ausradieren wollen." [4]

Das Ziel: "Der Konflikt im Nahen Osten kann nicht anders gelöst werden als durch die Zerschlagung des zionistischen Staates" [5] ; ’Sieg im Volkskrieg’; "’Israel’ muß weg!" [6]

Alles Gute!: Wir "unterstützen rückhaltlos die gerechte Sache des palästinensischen Volkes. Es ist unser tiefer Wunsch, daß die palästinensischen Kämpfer sich in all ihren Aktionen fest auf die Volksmassen stützen, die Widersprüche im Lager des Feindes ausnutzen ... auf ihre eigene Kraft und die Kraft ihrer arabischen Brudervölker vertrauen und im langanhaltenden Volkskrieg ausharren." [7]

Cui bono? "eigene politische Identität" [8] , "kämpferische nationale Identität" [9]

’Antisemitismus von links’ oder ist all dies lediglich eine in den 70er Jahren weit verbreitete, heute aber innerhalb ’der Linken’ marginale militante Phraseologie bedeutungsloser Gruppen? Versuche einer Klärung aus dem Weg zu gehen, verlängern neben dem Ärgernis, daß deutsche ’Antizionisten’ sich weiterhin unwidersprochen als ’links’ und gar so ’revolutionär’ wie sonst niemand dünken können, den handfesten Skandal einer ’Linken’, die derlei Denkformen nicht nur toleriert, sondern in vielen Grundzügen teilt, sie nur weniger durchgängig und mit einer nicht so markigen Sprache selbst produziert und publiziert. Die Kritik der Quellen und der Logik des deutschen Antizionismus ist deshalb gerade auch die Kritik des fortdauernden Bewußtseinszustandes einer ’Linken’, in deren Milieu Ideologien, die von metropolitaner Revolutionsromantik und nationalistischen Bedürfnissen bis hin zu völkischen Sehnsüchten und antisemitischen Denkformen geprägt sind, sich, allenfalls auf vielsagende Indifferenz stoßend, wie Fische im Wasser bewegen können.

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Einige Bemerkungen zum Begriff ’des’ Antisemitismus [10]

’Antisemitismus’ wird, zumal im Land des Nationalsozialismus, unweigerlich mit jener Tat verknüpft, für die ’Auschwitz’ als Symbol steht. Entsprechend empört wird der Vorwurf eines ’Antisemitismus von links’ als überzogene oder gar böswillige Verleumdung nicht nur von den so Angegriffenen abgewehrt. Doch der Kurzschluß von Antisemitismus und Auschwitz verdeckt nicht nur die besonderen Konstellationen und Prozesse, die zur nationalsozialistischen Judenvernichtung führten, sondern unterschlägt, daß der Antisemitismus gerade nicht das Anormale, Außergewöhnliche, sondern eine integrale "Alltagsreligion" [11] der kapitalistisch-etatistisch verfaßten Gesellschaft darstellt. Weder gibt es einen ’ewigen Antisemitismus’ [12] , noch kann pauschal jegliche ’Feindschaft gegen Juden’ als ’Antisemitismus’ bezeichnet werden . [13] Er ist weder lediglich ein ’tradiertes Vorurteil’ [14] noch bloße Zweckpropaganda der Herrschenden zur Ablenkung der Wut der Beherrschten. Auch wer den Antisemitismus erst dort erblickt, wo Juden verfolgt oder ermordet werden, von Menschen, die sich selbst als Antisemiten bezeichnen, verkennt gerade das Wesen des Antisemitismus, seine Ursachen und Dynamik. Der moderne Antisemitismus ist prima facie eine Denkform, welche im 19.Jahrhundert zeitgleich mit der Durchsetzung der bürgerlichen Gesellschaft sich ausbildet, ideologische Reaktion auf die, von vielen als Bedrohung oder gar Katastrophe erfahrene, Universalisierung der kapitalistischen Warenvergesellschaftung und dem mit ihr verbundenen Umbruch der gesellschaftlichen Beziehungen, Herrschaftsverhältnisse und Herrschaftsformen. Gesellschaftstheoretisch begriffen werden muß er als eine Ideologie, welche die Subjekte einerseits selbst produzieren, um sich die kapitalistische Gesellschaft zu deuten, ihr Leiden in ihr zu artikulieren sowie für ihre ohnmächtigen Wut- und Haßgefühle ein falsches, aber konkretes und wehrloses Ziel zu finden, und welche andererseits aber in ihren Strukturen, Funktionen und zentralen Inhalten durch diese spezifische gesellschaftliche Verfaßtheit präformiert und deformiert wird.

Obwohl es angesichts der zahlreichen historisch-spezifischen wie nationalspezifischen Ausprägungen problematisch ist, von ’dem’ modernen Antisemitismus [15] zu sprechen, so lassen sich gleichwohl einige zentrale ’transhistorische’ Komponenten des modernen Antisemitismus aufweisen. Zentral ist die Identifikation ’der Juden’ mit dem - so notwendig wie folgenschwer falsch begriffenen - Kapitalismus. Die eigene Ohnmacht, Abhängigkeit und Nutzlosigkeit wird tagtäglich erfahren am Geld, vermittelt über den Besitz bzw. Nichtbesitz dieses Abstraktums. ’Geld regiert die Welt’, so beginnt das falsche Credo der Alltagserfahrung, die, wie schon Proudhon, eine so evidente wie falsche Reduktion des Kapitalismus auf das Geld vollzieht, Ausbeutung als bloße Beutelschneiderei innerhalb der Zirkulationssphäre verkennt und als geheimes Zentrum der Macht das Bank- und Börsenkapital ausmacht. Doch Geld, das denkbar Abstrakteste, muß einfach einem konkreten Geldbesitzer gehören, welcher aus dem Hintergrund die Welt regiert, und so endet diese ’Logik’, auch hier ist Proudhon beispielhaft, beim Antisemitismus, wenn in einem letzten Schritt der Geldbesitzer dann als ’Jude’ namhaft und haftbar gemacht wird. Die vom Antisemitismus ’dem Juden’ zugeschriebenen Eigenschaften - Rast- und Wurzellosigkeit (Ahasverus), Internationalität, Abstraktheit, parasitär von fremder Arbeit lebend, alle Werte zersetzend, als geheime Macht hinter dem Rücken der Menschen das Schicksal der Gesellschaften bestimmend - lassen sich dechiffrieren als auf ’den Juden’ projizierte und in ihm personifiziert Eigenschaften des aus der Universalisierung der Tauschbeziehungen entspringenden Kapitals.

Das ökonomische Tun der vereinzelten Privateigentümer bringt als seine notwendige Konsequenz den bürgerlichen Staat und damit diejenige Herrschaftsform hervor, die sie selbst wiederum als abstrakt gleiche Staatsbürger über die Medien formales Recht, bürokratische Verwaltung und notfalls mit Repression zusammenzwingt. Die Schwierigkeit der Atomisierten, ihre Unterworfenheit unter die abstrakte Zwangsinstanz ’Staat’ erklären und ertragen zu können, die daraus resultierende so blinde und wie vergebliche Suche nach konkreter, ’natürlicher’ Gemeinschaft einerseits und dem Wunsch nach Identität von ’guter’ Herrschaft und Beherrschten andererseits läßt das Wahnbild des Zwillingspaares von ’Volk und Nation’ entstehen als ideologisches Vehikel zur Einfügung der ohnmächtig Atomisierten in das herrschaftliche Gefüge. Dieses Bedürfnis, eine Zusammengehörigkeit zu (er-)finden, die auf mehr beruht als dem Zufall der Unterworfenheit aller einzelnen unter die gleiche abstrakte Herrschaft, erfuhr in Deutschland aufgrund seiner spezifischen Geschichte die Ausprägung einer blinden, rückhaltlosen Identifikation mit der bestehenden staatlichen Macht, gepaart mit antidemokratischem Ressentiment sowie einer völkischen Definition des ’Deutsch-Seins’. Beginnend mit der militanten Germanomanie von Fichte, Arndt und Jahn erfüllte das Konstrukt ’die Juden’ zunehmend die Funktion des "Anti-Volkes" [16] , der "Gegenrasse" [17] als dessen Gegenbild erst ’der Deutsche bzw. Arier’ entstehen konnte. Der Versuch, der ’deutschen Identität’ ihre eigene Leere vom Leibe zu halten und die Homogenisierung zur Volksgemeinschaft zu erreichen, brauchte geradezu die versprochene, intendierte oder praktizierte Bekämpfung ’des Juden’ durch das sich in der aggressiven Verfolgung anderer erst findende Kollektiv der ’Deutschen’. [18]

Es lag nahe, ’die Juden’ gleich auch noch für alle weiteren, mit der Durchsetzung der kapitalistischen Ökonomie einhergehenden und als vitale Bedrohung empfundenen Umbrüche bzw. Phänomene der Moderne - Auflösung traditionaler Familien-, Geschlechts- und Autoritätsbeziehungen, Verstädterung, Vereinzelung, Infragestellung überkommener Moral und aller bisher sicherer Werte und Normen, freie Presse, Kultur, Liberalismus, Parlamentarismus, Individualismus, für die ’Ideen von 1789’ in toto, radikale Kritik, Sozialismus, Bolschewismus und Psychoanalyse - zu identifizieren. In einem manichäischen Weltbild wurden ’die Juden’ zum Verursacher alles Bösen, für alles galt das Urteil: Zersetzung durch ’den Juden’. Die Aggression besonders stimulierend wirkte, daß die Juden gleichzeitig auch das so Gehaßte wie Ersehnte zu repräsentieren schienen: Aufschein von Lohn ohne Arbeit, Schönheit, Glück, Luxus, Geist und Kultur, eine Gemeinschaft, die sich wußte, obwohl seit Jahrhunderten zerstreut in vielen Staaten lebend und viele Sprachen sprechend, die Provokation eines Volkes ohne Staat. "Die Juden sind unser Unglück" faßte Treitschke dieses Denken in eine prägnante Formel. [19]

Damit ist auch der fundamentale Unterschied zum Rassismus benannt, der es verbietet, den Antisemitismus als bloße Unter- und Spezialform des allgemeineren Rassismus zu betrachten. Der Rassismus projiziert auf die als ’die andere Rasse" (bzw. heute: ’Kultur’) Definierten idealisierte Natur, triebhafte Sexualität, starke Körper, Faulheit, Leistungsunfähigkeit und -unwilligkeit, niedrigere Intelligenz, ungehemmte Emotionalität, Kriminalität und Irrationalität. Im Ersatzobjekt symbolisiert und bekämpft wird die Angst vor dem drohenden Rückfall des disziplinierten und sich selbst disziplinierenden Subjekts in den Naturzustand. Die Angst, in der Konkurrenz zu unterliegen, nicht mehr ökonomisch und herrschaftlich vernutzbar zu werden, treibt den lohnarbeitenden Staatsbürger zur aggressiven Abwehr des Wissens um die eigene Wertlosigkeit und Ersetzbarkeit, welche gleichzeitig angstvoller Appell an den Staat darstellt, die ständige Selbstunterwerfung auch zu honorieren. [20]
’Der Jude’ dagegen symbolisiert die andere Seite, er steht für Kapital, abstrakte Herrschaft, künstliche Zivilisation und verunsichernde Moderne, erhält die Attribute hoher, aber verschlagener Intelligenz, sagenhafter Macht und kalter Berechnung zugeschrieben. Der moderne Antisemitismus leistet wesentlich mehr als der Rassismus (in seiner klassischen Form) [21] : Er bietet als Geschichtsphilosophie eine ursächliche Erklärung der gesamten kapitalistischen Moderne aus einem Prinzip, macht ’die Juden’ für deren Nöte und Krisen, Zwänge und Katastrophen verantwortlich und verheißt Erlösung: die ’Lösung’ des ’Judenproblems’.

Abschließend gilt es noch zwei Momente zu benennen, die die ideo- wie psychologische Dynamik des modernen Antisemitismus ausdrücken wie ausmachen: seine Immunität gegen jegliche Versuche rationaler Überzeugung und sein Charakter als zwar objektiv konformistische, weil am Ersatzobjekt sich ausagierende, subjektiv aber ernst gemeinte Rebellion. Die Resistenz der antisemitischen (wie auch der rassistischen oder nationalistischen) Denkform gegen ihr widersprechende Realität, ihre Immunität gegenüber Argumentation und Kritik, speist sich aus dem psychischen Gewinn, den sie verschafft. Sie erlaubt nicht nur die einfache Orientierung inmitten einer weithin unverständlichen und widersprüchlichen Welt, gepaart mit der stolzen Befriedigung, der Gemeinschaft der Eingeweihten und Wissenden anzugehören, sondern durch die Projektion alles Bösen auf das prospektive Opfer ’Jude’ vermag der Antisemit sich selbst zum absolut Guten zu erklären und so den Freibrief sich auszustellen, in Notwehr zur ersehnten Gewalttat am Ersatzobjekt zu schreiten, den lebenslang aufgestauten und beständig neu sich ansammelnden Haß ausleben zu dürfen. So wenig das Projizierte mit dem Objekt zu tun hat, so wenig will der Projizierende diese Differenz erkennen, müßte er doch sonst kritisch auf sich selbst reflektieren und fände so kein Ziel für seine Vernichtungswünsche. Der Antisemitismus ist eine Bewußtseinsform, die nicht über sich selbst aufgeklärt ist und sich dagegen wehrt, über sich selbst bewußt zu werden. In der radikalisierten und strikt binären Ideologie des NS standen ’die Juden’ am konsequentesten für das abstrakte Böse in Ökonomie, Staat wie Kultur. Sie deutete die Weltgeschichte als Kampf zweier Prinzipien und stellte die Alternative von katastrophischem Untergang versus Bekämpfung des im Juden personifizierten abstrakten Bösen durch das gute Konkrete auf. Der moderne Antisemitismus und insbesondere der Nationalsozialismus verstanden sich selbst als nationale wie antikapitalistische Bewegung, als veritable ’deutsche Revolution’ gegen das "Sinnbild alles Bösen" (Hitler [22]) zur Rettung der Welt.

Nach der durch Auschwitz gesetzten Zäsur konnte der Antisemitismus weder in alter Form, noch als offener Antisemitismus überhaupt fortbestehen. Im öffentlichen Diskurs waren bislang antisemitische Äußerungen tabuisiert, der Antisemitismus ist als Welterklärung wie als politische Bewegung verschwunden. Gleichwohl erweisen die mit sicherer Regelmäßigkeit ruchbar werdenden antisemitischen ’Entgleisungen’, die allzu offensichtliche Verdrängungs- und Entlastungsfunktion des öffentlich zur Schau getragenen Philosemitismus wie auch alle empirischen Erhebungen die hartnäckige Fortdauer antisemitischer Stereotype in bedeutenden Teilen der Bevölkerung. Unterhalb der Schwelle von geschlossenen Weltbildern und politischen Bewegungen wird Antisemitismus als Alltagsdenken beständig (re-)produziert. Weil nach Auschwitz selbst Antisemiten keine mehr sein können, gibt es einen ’Antisemitismus ohne Antisemiten’, welcher in Deutschland gleichzeitig noch ein ’Antisemitismus ohne Juden’ ist - Beleg für die gesellschaftliche Produktion dieser Ideologie, die erst im letzten personifizierenden Prozeß ’den Juden’ konstruiert. Ebenso existiert das im klassischen modernen Antisemitismus Gebündelte aufgespalten in Anti-Intellektualismus, Anti-Amerikanismus, Antikommunismus und kulturpessimistische Ängste vor Wertezerfall und Untergang weiter, die ’Teilkomponenten’ des Antisemitismus müssen sich nicht zwingend im ’Juden’ vereinen. [23]

Paradoxes und perverses Novum des Antisemitismus nach 1945, gerade in Deutschland, ist, daß Auschwitz gar als neue Quelle eines ’sekundären Antisemitismus’ wirken kann. alle Versuche der Verleugnung, Entschuldung und Relativierung des Nationalsozialismus zeugen allesamt von der Existenz jener Schranke, die die ’deutsche Tat’ Auschwitz jedem Bedürfnis nach ’deutscher Identität’ setzt und so gerade nicht nur einen Antisemitismus trotz, sondern einen "Antisemitismus wegen Auschwitz" [24] stimuliert.
Die antisemitischen Emotionen, die sich an exemplarischen Ereignissen wie der Rückgabe jüdischer Vermögen zu Beginn der 50er Jahre, der Fassbinder-Kontroverse, Bitburg, der Waldheim-Affäre aus scheinbar heiterem Himmel entluden, das immense Verlangen der überwiegenden Mehrheit der Deutschen, ’endlich einen Schlußstrich unter die Vergangenheit’ zu ziehen und Israel ’als einen Staat wie jeden anderen auch’ behandeln zu wollen, die nationalistischen Tendenzen weiter Teile der Friedensbewegung der 80er Jahre wie während des Golfkrieges, die neue Konjunktur des alten christlich-antijudaistischen Stereotyps des unversöhnlichen alttestamentarischen Rachegottes sind allesamt Symptome dieser aus unbewußten kollektiven Schuldgefühlen und aggressiven Entlastungswünschen sich speisenden "bedrohlichen Präsenz der Juden im kollektiven Bewußtsein in Deutschland nach Auschwitz" . [25] Treitschkes Schlachtruf, ’Die Juden sind unser Unglück’ erhielt durch Auschwitz jenen tatsächlichen Gehalt, daß jeder Jude ganz real der ersehnten ’deutschen Identität’ im Wege steht, erinnert er doch an die deutsche Untat. "Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen" . [26]

Kleine Geschichte des bundesdeutschen Antizionismus [27]

Meinungsumfragen der amerikanischen Militärverwaltung 1946-49 zeigen, daß es in Deutschland auch beim Antisemitismus keineswegs eine ’Stunde Null’ gegeben hatte. Die Mehrheit der Deutschen wollte sich in keiner Weise für die Taten des NS verantwortlich fühlen, bereits die Rückerstattung jüdischen Vermögens nach 1950 stieß auf massiven, antisemitisch sich artikulierenden Widerspruch. [28]
Die sozialdemokratisch-gewerkschaftlich, linksliberal und christlich geprägte Nachkriegslinke dagegen vertrat dezidiert pro-israelische Positionen, trug maßgeblich zum Zustandekommen des Wiedergutmachungsabkommens von 1952/53 bei und engagierte sich in der ersten Hälfte der 60er Jahre für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel, welche die Adenauer-Regierung bis 1965 hinauszögerte. Doch die stereotype Bewunderung von israelischem Staat und Gesellschaft, die Begeisterung für die Kibuzzim und die Heroisierung der jüdischen Pioniere (während die palästinensische Bevölkerung keine Erwähnung fand), sind Beleg dafür, daß der Pro-Israelismus der Linken nicht nur auf dem Bewußtsein der politischen Verantwortung fußte, sondern auch von Befangenheit, latenten Schuldgefühlen sowie dem Bedürfnis geprägt war, sich gegenüber dem Ausland wie in Abgrenzung zur CDU-Regierung als das ’bessere Deutschland’ zu bewähren. [29]

Die Neue Linke der 60er Jahre dagegen, die sich maßgeblich in ihrem Engagement gegen den Vietnam-Krieg sowie in ihrer Kritik der nachnazistischen autoritären bundesdeutschen Demokratie formierte, nahm ab Ende der 60er Jahre eine gänzlich andere Haltung zum Staat Israel ein. Den Wendepunkt bildete der Juni-Krieg von 1967, der nur drei Tage nach der Erschießung Benno Ohnesorgs während einer Demonstration gegen das Schah-Regime begann, als die APO sich mit der bis dato massivsten staatlichen Repression sowie der tagtäglichen Hetze der Springerpresse konfrontiert sah.
Just diese feierten den Sieg Israels mit einer Blitzkriegsbegeisterung, in der sich der ohnehin fadenscheinige offizielle Philosemitismus mischte mit der kaum verhohlenen Freude und tiefen Genugtuung, daß ’die Juden’ endlich Untaten begingen und Krieg führten wie andere auch, sowie der Erleichterung, daß die ’Rache der Juden’ nicht die Deutschen ereilte, sondern die arabischen Staaten, welche dazu noch als Vorposten des ’Kommunismus’ galten. [30] Innerhalb kürzester Zeit kippte die Position der Neuen Linken von einer verhalten geäußerten pro-arabischen Neutralität um in eine überbordende Verurteilung Israels als ’imperialistisch-faschistisches Staatengebilde’, während die Al Fatah zum avantgardistischen Subjekt der sozialrevolutionären Umwandlungsprozesse in der 3.Welt stilisiert wurde.
Argumente, Kritiken und Warnungen bekannter ’Alt-Linker’ wie E. Bloch, H. Marcuse, J. Améry. J.-P. Sartre, I. Fetscher u. a. m. [31] , welche die Selbstverständlichkeit einer Differenzierung zwischen der Existenz des Staates selbst und der Kritik an der israelischen Regierungspolitik einforderten und auf die "unerträglichen" [32] Vernichtungsdrohungen (Meinhof) und die "nationalistische Demagogie" [33] (Deutscher) der Araber hinwiesen, vermochten den Umschwung nicht aufzuhalten [34], der als ein signifikantes Anzeichen für den Niedergang der Neuen Linken gelten muß. Exemplarisch für diesen Sprung nach hinten steht auch die Biographie Ulrike Meinhofs: Sie forderte noch 1967 politische Vernunft und historische Verantwortung der Linken ein anstelle blinder Parteilichkeit. Wenige Jahre später fiel sie mit der RAF auf von verzweifeltem Aktivismus und historischer Amnesie gezeichnete Positionen zurück.
Ab 1969 wurde der Palästinakonflikt nur noch wahrgenommen als "ein Bestandteil des Kampfes aller unterdrückten Völker der Dritten Welt gegen den Imperialismus", und alle Gruppen der zerfallenden APO waren sich einig in der Parole "Nieder mit dem chauvinistisch-rassistischen Staatengebilde Israel!" [35] Schon 1969 hatten es die anarchistisch-spontaneistischen ’Schwarzen Ratten - Tupamaros Westberlin’, eine Vorläufergruppe des 2.Juni, nicht mehr bei Verbalinjurien belassen, sondern waren zur stolz verkündeten Tat geschritten: "Am 31.Jahrestag der faschistischen Kristallnacht wurden in Westberlin mehrere jüdische Mahnmale mit ’Schalom und Napalm’ und ’El Fath’ beschmiert. Im jüdischen Gemeindehaus wurde eine Brandbombe deponiert." Bislang habe infolge des deutschen Schuldbewußtseins nur eine "neurotisch-historizistische Aufarbeitung der geschichtlichen Nichtberechtigung eines israelischen Staates" stattgefunden. Doch "der wahre Antifaschismus ist die klare und einfache Solidarisierung mit den kämpfenden Fedayin." Denn "aus den vom Faschismus vertriebenen Juden sind selbst Faschisten geworden, die in Kollaboration mit dem amerikanischen Kapital das palästinensische Volk ausradieren wollen." [36]
Damit war der Antizionismus innerhalb der Linken nicht etwa diskreditiert, sondern in der Folgezeit gründeten sich zahlreiche Palästina-Komitees; der Antizionismus erlebte in den 70er Jahren seine Hochkonjunktur. Nach der Geiselnahme der israelischen Olympiamannschaft durch ein Kommando der palästinensischen Organisation ’Schwarzer September’ in München 1972 führten die harten staatlichen Repressionen gegen in der BRD lebende Palästinenser und Araber nicht nur zur politischen und praktischen Solidarisierung mit diesen, sondern ging einher mit einem weiteren Aufschwung antizionistischer Agitation; die RAF äußerte in einer längeren Erklärung, die jener der ’Schwarzen Ratten’ um nichts nachstand, ihre Begeisterung über den beispielhaften Charakter der "antiimperialistischen, antifaschistischen und internationalistischen" Gehalt der Aktion des Schwarzen September. [37]
Sowohl die ’Organe’ der Palästinakomitees mit so martialischen Titeln wie ’Die Front’ oder ’Die Revolution’ wie auch die Zeitungen aller K-Gruppen der 70er Jahre bezeugen, daß seinerzeit der bedingungs- und besinnungslose Antizionismus zum Grundausstattung einer sich revolutionär dünkenden ’linken Identität’ zählte. Selbst die Ungeheuerlichkeit der Selektion der jüdischen (und nicht nur der israelischen) Fluggäste während der Entführung eines Verkehrsflugzeuges nach Entebbe 1976 durch ein Kommando der palästinensischen PFLP und zwei Angehörigen der bundesdeutschen Revolutionären Zellen mit dem Ziel der Freipressung von inhaftierten Palästinensern wollte weiten Teilen der Linken kaum ins Bewußtsein dringen, während z.B. die KPD "dem Ministerpräsidenten von Uganda, seine Excellenz Idi Amin ... uneingeschränkte Solidarität" ausdrückte und ihm "unser tiefempfundenes Mitleid" [38] versicherte. Vorerst nur in kleinen Teilen der Linken begann in der Folgezeit eine erste Antisemitismusdebatte [39] , welche durch die öffentlich begründeten Auswanderungen von Henryk Broder und Lea Fleischmann nach Israel weiter verstärkt wurde [40] und für einige zum "Ende einer falsch verstandenen linken Toleranz" [41] gegenüber dem Antizionismus führte.

Die Welle der Empörung, die durch die Libanon-Invasion der israelischen Armee und die Massaker in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatilah 1982 hervorgerufen wurde, erschreckte durch das zwanghafte Bedürfnis der Analogisierung zwischen Israel und dem NS, welches sich von den Palästina-Komitees bis hin zu den Grünen manifestierte. Doch die Schlagzeilen über die "Endlösung der Palästinenserfrage" u.ä. stießen auf eine bereits heftigere Kritik, welche nicht nur der Palästinasolidarität, sondern auch in den neuen sozialen Bewegungen antijüdische Tendenzen bis hin zu einem ’Antisemitismus von links’ vorwarfen. [42]
Diese Kritik, aber auch der allgemeine Niedergang der Zerfallsprodukte der APO, das Ende des ’Mythos des Internationalismus’ [43] sowie eine beginnende Umorientierung der PLO in Richtung auf Verhandlungsbereitschaft drängten den ’harten Kern’ der Palästinasolidarität zunehmend in relativ isolierte Zirkel und ließ - Musterbeispiele sind die Zeitschrift ’Al Karamah’ sowie der an der Hamburger Universität wirkende Pädagoge Karam Khella - völkisch-nationalistische Denkweisen immer stärker hervortreten. Der grundlegende Dissens schwelte weiter und brach immer wieder auf. So provozierten die von keiner Einsicht getrübten antiisraelischen Äußerungen von Nahostgruppen, mit denen diese die gerade begonnene Intifada zu unterstützen trachteten, 1988 erbitterte innerlinke Auseinandersetzungen und Trennungsprozesse. [44] In den Diskussionen um die linken Positionen zum Golfkrieg und zu Israel im Jahre 1991 gingen die ohnehin zusammengeschmolzenen Nahostgruppen fast all der noch verbliebenen Stützen ihrer Identität verlustig, nachdem selbst ’Gefangene aus dem Widerstand’ und eine Gruppe der Revolutionären Zellen den Antizionismus vehement kritisierten. [45] Trotzdem ist aus guten Gründen zu bezweifeln, daß damit dieser Aufsatz einen Nekrolog gleichkäme.

Über 20 Jahre linke Geschichte von disparaten Gruppen und Sekten, die schon über der Frage, ob El Fatah, PFLP oder DFLP die linke Sympathie zukommen solle, sich heftig befehdeten, die Entwicklung von der anfangs enthusiastischen Hoffnung auf Veränderung über die bald nur noch stereotypen Beschwörungen der weltweiten Einheit der revolutionären Bewegung bis hin zu den verquasten völkisch-nationalen und antisemitischen Phrasen der 80er Jahre, deren Verbreitung sich die Zeitschrift ’Al Karamah’ verschrieben hat, - läßt sich all das überhaupt darstellen als ’der’ Antizionismus?

Das anti-imperialistische Weltbild macht keine Fehler ...

So verschieden und zerstritten die Zerfallsprodukte der 68er-Bewegung - die diversen Kaderparteien sowie die Gruppen des ’bewaffneten Kampfes’ bis hin zu den ’Autonomen’ und den ’Anti-Imperialisten’ der 80er Jahre - auch waren: sie alle einte eine spezifische Interpretationsschablone, deren idealtypische Grundstruktur hier als ’anti-imperialistisches Weltbild’ skizziert werden soll. [46] Diese Weltanschauung ist bis heute Bestandteil des diffusen Grundkonsenses innerhalb der Linken und bildet einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis des Antizionismus wie dessen wohlwollender Akzeptanz als legitimer Teil der ’Linken’. Dieser durchschnittliche linke Common Sense sieht die hiesige Gesellschaft gesteuert von einem monolithischen Machtblock aus Kapital und Staat. Weder wird die bürgerlich-kapitalistische Ökonomie als ein System sozialer Beziehungen begriffen oder das relativ getrennte Dasein eines politischen Gebildes namens ’Staat’ als ein notwendiger Ausdruck dieser sozialen Verfaßtheit, noch wird unter ’Ideologie’ mehr verstanden als geschickte Lüge. Zwangsläufig entsteht ein binäres, verdinglichendes, personalisierendes und moralisierendes Denken, das eine Clique von bösen ’Herrschenden’ annehmen muß, die mittels direkter Repression, Bestechung per Sozialpolitik und gemeiner Propaganda in den Medien die guten anderen, die ’Beherrschten’, niederhalten, bis hin zur unsäglichen These eines ’neuen Faschismus’ in der BRD.
Doch wo fangen die Beherrschten an und hören die Herrschenden auf? Die nach 1968 unternommenen Versuche, das Proletariat zu entdecken, es von seiner wahren Lage und von seinen eigentlichen Interessen zu überzeugen, scheiterten. War nun die Repression und Indoktrination der Herrschenden zu groß oder war das Proletariat bereits so durch den der ’3.Welt’ abgepreßten Profit korrumpiert, daß es selbst zu den zu Bekämpfenden gehört? Die Linke blieb marginal, jegliche Hoffnung auf baldige praktische Veränderung wurde und wird schnell frustriert. Mit dem Scheitern der Anti-Springer-Kampagne, der Verabschiedung der Notstandsgesetze, dem Ende des Pariser Mais und des Prager Frühlings verloren die demokratischen, sozialistischen und utopischen Inhalte der Neuen Linken gegenüber der negativen Selbstdefinition als gegen das ’System’ oder ’den Staat’ rebellierendes Opfer.

Doch je notwendiger eingehendere Analysen oder zumindest das Eingeständnis eigener Ratlosigkeit und Ohnmacht sowie der Haltlosigkeit der Phrase von der ’Diktatur des Proletariats’ wurde, desto mehr wurde ein maoistisch eingefärbter Marxismus-Leninismus rezipiert und beschworen. Je weniger die Revolution daheim zu denken war, desto mehr glaubte man, da die Realität in der UdSSR trotz aller ideologischer und praktischer Kongruenzen dazu nicht mehr taugen konnte, wenigstens in den Befreiungsbewegungen der ’3.Welt’ die Verkörperung der weltrevolutionären Kräfte gefunden zu haben.
Im Trikont schien der "klare Trennungsstrich zwischen sich und dem Feind" (beliebtes Mao-Zitat) noch einfach zu ziehen zu sein, der monolithische (US-)Imperialismus stand als Verschwörung der Metropolen weltweit gegen den geeint kämpfenden ’proletarischen Internationalismus’. Je mehr die eigenen Aktionsformen mit dem staatlichen Repressionsapparat konfrontiert waren, desto mehr hafteten sich anti-imperialistische Sehnsüchte an den ’Sieg im Volkskrieg’, je deutlicher die objektiven Schwierigkeiten der linken Theorie und Praxis in der BRD hätten bewußt reflektiert werden müssen, desto größer wurde das subjektive Bedürfnis, als Ersatz eine ’linke revolutionäre Identität’ (auch dies neulinke Modebegriffe) aufrechtzuerhalten, durch den ’Bezug’ auf die "geborgte Realität" (Negt) der Befreiungsbewegungen in der ’3.Welt.
Das Modell war griffig: Ein Volk fordert seine Selbstbestimmung gegenüber fremder Herrschaft und imperialistischer Ausbeutung. Herrschaft wurde auf Fremdherrschaft, Kapitalismus auf fremde Ausbeutung reduziert. Die notwendige und richtige Parteinahme für die aufständische Bevölkerung mutierte zur unkritischen Pauschalidentifikation mit den jeweiligen Befreiungsbewegungen. Was realiter primär nationale Befreiungsbewegungen waren, geriet für die erfolgs- und perspektivlose Metropolenlinke zur Stellvertreter-Bewegung, die die sozialistische Utopie verwirklichen wolle und könne. Dieser unkritisch-identifikatorische Bezug auf die Kämpfe nationaler Befreiungsbewegungen unter Berufung auf die Pseudotheorie des Marxismus-Leninismus, der schon zu seiner Entstehung wenig mehr war als die nationale Legitimationsideologie der sowjetrussischen Entwicklungsdiktatur und mit Kommunismus nichts mehr zu tun hatte [47], produzierte eine unhinterfragt positive Besetzung der Begriffe von Nation, Staat und Volk.
Gelangte die jeweilige Bewegung erfolgreich an die Macht, so wurde sie zu dem, was sie werden wollte bzw. was erwartbar war: im besten Fall zu relativ ’normalen’ Nationalstaaten, mit ganz normalen Regierungen, staatlicher Repression usw., oft genug aber auch zu äußerst diktatorischen Regimes, deren Brutalität, Vertreibungen und Massaker meist lange kritiklos beschwiegen und bis hin zum Verlust jeglicher moralischer Maßstäbe und politischer Vernunft mit allerlei marxistisch-leninistischen Phrasen zu legitimieren versucht wurden, bis dann Hals über Kopf die blinde Gefolgschaft, enthusiastische Romantisierung und Heroisierung abrupt abgebrochen und der revolutionäre Weltgeist in einer anderen Weltengegend neu entdeckt wurde.

Das anti-imperialistische Weltbild ist nicht nur mit einigen Fehlern behaftet, sondern weist - in seiner vereinfachenden Sicht von Herrschaft als Fremdherrschaft, Ausbeutung als fremde Machenschaft, in seinem binären Denken, das unter Verlust des Realitätsbezuges das Weltgeschehen sauber in Gut und Böse sortiert, in seinem Willen, den Kampf um nationale Unabhängigkeit als Revolution mißzuverstehen und der daraus resultierenden unkritischen Identifizierung mit Volk und dessen Gleichschaltung mit dem ’guten Volksstaat’, in der Tendenz, Politik und Ökonomie zu personalisieren - zahlreiche strukturelle Affinitäten zum antisemitischen Weltbild auf.

Das gute Volk kämpft gegen das künstliche Zionistengebilde

Antizionismus ist die ’Anwendung’ des anti-imperialistischen Schemas auf den Konflikt zwischen dem Staat Israel und der palästinensischen nationalen Befreiungsbewegung. Hierdurch führen die oben beschriebenen strukturellen Affinitäten zur teilweisen inhaltlichen Affinität: Das anti-imperialistische Weltbild besitzt nicht nur keine Immunität gegenüber antisemitischen Stereotypen, sondern tendiert, konkretisiert als Antizionismus, dazu, sie selbst hervorzubringen. Ordnet man das Material von 20 Jahren antizionistischer Agitation, so läßt sich quer durch alle Schattierungen und Sekten eine allgemeine, idealtypische Logik des bundesdeutschen Antizionismus destillieren.

Von rebellischen Identifikations- und Projektionsbedürfnissen getrieben, sucht das binäre Denken auch im Nahost-Konflikt Gut und Böse und findet letzteres mit schlafwandlerischer Treffsicherheit im ’Zionismus’ und dem, hier darf ausnahmsweise ’das Bewußtsein das Sein bestimmen’, zu dessen "materiellem Ausdruck" [48] zurechtgelogenem Staat Israel.
Um den Zionismus zu geißeln, wird zuerst seine üble Herkunft, sein ’Klassencharakter’ als bloße "Ideologie reaktionärer jüdischer Kapitalisten" [49] erwiesen, wobei der vulgärmaterialistischen Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. ’Al Karamah’ weiß, daß der Zionismus von der jüdischen Bourgeoisie in Osteuropa, deren bislang so arbeitsame jüdische Lohnarbeiter gefährlich klassenbewußt wurden, erfunden wurde, um mit "der Errichtung eines eigenen ’rein jüdischen’ Staates die Verhältnisse des sich auflösenden Ghettos ... zu reproduzieren" [50] ; die ’Gruppe Arbeiterpolitik’ dagegen hat schon etwas von ’Antisemitismus’ gehört und favorisiert die jüdische Bourgeoisie in Westeuropa, die "das sorgfältig gehütete Gerüst der ’Assimilation’" angesichts der starken Zuwanderung von Juden aus Osteuropa schützen wollte, als Urheber. Wie phantasievoll auch immer ’hergeleitet, der Zionismus ist "die imperialistische Antwort auf die ’Judenfrage’" [51] (was ja wohl besser klingt als ’verzweifelter Fluchtversuch vor dem Antisemitismus’).

Dieses abstrakte Böse schuf etwas künstliches, ein ’Gebilde’ mit dem Namen "’Israel’". Dieses versucht er zwar "als ’Heimstätte aller Juden’ (zu) tarnen" [52] , doch der geschulte Anti-Imperialist durchschaut und entlarvt dies selbstredend und kennzeichnet mit deutscher Gründlichkeit diese naturwidrige Existenz mittels Gänsefüßchen als schleunigst wieder abzuschaffende. Wie konnte Israel, dieser "Garten des Bösen" [53] , dieser Staat, "der ein einziges Kontinuum des Verbrechens gegen die Menschlichkeit ist" [54] entstehen? Natürlich ist ’der Imperialismus’ mitbeteiligt. Durch das Bündnis mit diesem konnte der ’Zionistenstaat’ als "Brückenkopf gegen die nationalen Befreiungsbewegungen" [55] geschaffen werden und hatte "seit jeher die Funktion, die Interessen des Imperialismus in dieser Region durchzusetzen" [56] .
Dank solch übler Abkunft und Absichten taugt ’der Zionismus’ dann als Metapher für das Böse schlechthin, taucht meist in einem Atemzug mit Imperialismus und Rassismus auf. Er "wehrt sich vehement gegen ein friedliches Zusammenleben der Völker" [57] , mit seinen "durch keine Vernunft und Menschlichkeit gebundenen Ungeheuerlichkeit zionistischer Aggressionen" [58] , "ist nicht nur der unversöhnliche und unreformierbare Feind der Palästinenser. Er ist auch unser Feind. Er ist der Feind aller Menschen." [59]

Auf der Gegenseite des abstrakten Bösen in Gestalt des Zionismus-Imperialismus steht geschlossen das konkrete Gute: ein Volk! "Sehr oft wurde behauptet, das palästinensische Volk gäbe es nicht ... Das ist eine absolute Lüge!, denn alle Aktionen und Forderungen beweisen die Einheit des palästinensischen Volkes ... alles spricht dafür und beweist die Integrität und die Einheit dieses Volkes... Israel ... ist mit dem gesamten Volk konfrontiert ..." [60] Die Zionisten und Imperialisten "zerstören die sozialen Zusammenhänge der Menschen und vertreiben sie von Land und Boden. Damit vernichten sie ihre Würde und Identität." Insbesondere die "völlige Entwurzelung" gefährde ihre "Identität als Volk" [61] . Das derart beschworene Volk ist dem Antizionisten ans Herz gewachsen, weil es Opfer ist, kämpft und das auch noch gegen die ’jüdische Entwurzelung’ durch Israel.

Israel dagegen darf kein Volk besitzen, die Juden sind deshalb auch gar kein richtiges Volk. In der für die PLO wie die deutschen Antizionisten "grundlegenden Frage, ob die Juden ein Volk sind" [62], sind alle der einhelligen Meinung, daß dieses "angebliche Volk" [63] , "das niemals existiert hatte" [64] , selbstverständlich keinerlei ’Naturrecht’ auf einen richtigen eigenen Staat zukomme, weil sie, hier wird gerne die Palästinensische Nationalcharta zitiert, weder "Heimatboden" vorzuweisen haben noch eine angeborene "Identität ... (als) genuine, unauslöschliche Eigenschaft. Sie geht von der Elterngeneration auf die Nachkommen über" [65] . Alle richtigen Völker mit reinem Blut und erdigem Boden dürfen Staaten gründen, Palästinenser wie Kurden, nur die Juden nicht, weil sie nach deutsch-völkischen Kriterien keines sein können.
’Al Karamah’ weiß dies am anschaulichsten vor Augen zu führen: "Was das Volk letztlich ausmacht, ist sein Land, seine Bildung, seine Geschichte und auch die folkloristischen und kulturellen Gewohnheiten und Traditionen spielen eine große Rolle." "Wenn du die Wurzeln eines Volkes erkennen willst, schau seine Tänze, seine Folklore an." "Den Zionisten fehlt eine einheitliche Folklore, weil sie aus verschiedenen Teilen der Welt, aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen". "Sie bilden keine Nation und müssen sich nationale Eigenschaften durch Raub erwerben." [66]

Da "Zionismus und Frieden ... ebenso unvereinbar sind wie Feuer und Wasser" [67] ist klar: "Wer an eine Lösung glaubt, die an der Beseitigung des zionistischen Regimes Israels vorbeigeht, der irrt" [68] , "’Israel’ muß weg!" [69] .
Hierbei wird dann innerhalb der linken ’neuen internationalen Arbeitsteilung’ das palästinensische Volk die sozialistisch-ökologisch-feministische Revolution, ganz nach dem Gusto der metropolitanen Antizionisten durchsetzen: "Die Perspektiven ... der palästinensischen Revolution liegen ... in der Befreiung der Menschen, der Wiederherstellung ihrer Würde und Identität als freie Menschen und in einer Gesellschaft, die sich an den Bedürfnissen der Menschen und ihrer Verantwortung gegenüber der Natur orientiert." [70]
Und während die Tatsache, daß derlei nur durch Vertreibung oder Tötung derjenigen Millionen von Israelis, die nicht mit dem Urteil der deutschen Antizionisten einverstanden sind, hinter der Formel, doch nur die ’zionistischen Staatsstrukturen zerschlagen’ zu wollen, verborgen wird, ruft ’Al Karamah’ unverhohlen dazu auf, "für jede und jeden Palästinenser/in [der getötet wird] einen Siedler zu liquidieren" [71] .
Im "kompromißlosen Existenzkampf" zur "Zerschlagung der allumfassenden zionistischen Verkörperung in Form des zionistischen Staates Israel" [72] , "mit dem Rücken zur Wand - da ist kein Platz mehr zum Zurückweichen. Vor sich den Feind" [73] , nämlich Israel, da findet der Antizionist, was er so dringend benötigt, die "kämpferische nationale Identität, die nicht zu zerschlagen ist" [74] fühlte die RAF doch schon 1972, daß die deutsche Linke anhand derlei "antiimperialistischen, antifaschistischen und internationalistischen" wie der Aktion des Schwarzen September "ihre eigene politische Identität wiederfinden" [75] könne.

Nachdem so bereits das gute Volk gegen das abstrakte Böse in Gestalt des Zionismus/Imperialismus steht und die Palästinenser den Kampf gegen das staatsunberechtigte ’angebliche Volk’ als Brückenkopf national-revolutionärer Identifikationsbedürfnisse bundesdeutscher Antizionisten führen müssen, finden sich im antizionistischen Schrifttum auch all die anderen antisemitischen Stereotype, die bislang noch fehlen.
So kann ungeniert von "zionistischer Weltbewegung" [76] geschrieben werden, und auch die Wall Street darf nicht fehlen: "Die zionistischen Multimillionäre, die in allen Teilen der Welt leben ..., treffen sich immer wieder in privaten Konferenzen, um Israels Aggression zu unterstützen" [77] . Zions Herrschsucht ist noch immer unersättlich, und manch ein Antizionist fragt mit lüsterner Besorgnis: Wird "Groß-Israel vom Nil bis zum Euphrat" [78] reichen? Mitnichten! Israels "seit Jahrzehnten erklärtes Ziel ... (ist) die mythisch-biblische Ausdehnung seines Einflusses auf den ganzen nahen Osten ... Plus Zaire und Südafrika, Mittel- und Lateinamerika in der weiteren Perspektive." [79]
Auch die "Beherrschung der Weltöffentlichkeit durch die zionistische Propaganda" darf nicht fehlen, deren "derartig organisierte Demagogie, ... in der Lage war, jede kritische Äußerung gegen den zionistischen Staat Israel zum Schweigen zu bringen" [80] . Und der Staat des staatsunfähigen Un-Volks ist natürlich ein "mit geraubtem Land und geschnorrtem Geld errichtetes künstlichen Gebilde" [81] mit "parasitärem Konkret, 28.6.1973; zit. n. Broder (1986), S.42.Charakter" [82] .

Daß derlei Antisemitismen einhergehen mit einer systematischen Ignoranz gegenüber dem Antisemitismus und dessen Geschichte sowie der durchgängigen Verkennung seines ideologischen Gehaltes, verwundert nicht. Falls der Antisemitismus überhaupt bemerkt wird, dann lediglich als 1. eine Form von Rassismus unter vielen, die deshalb keine gesonderte Betrachtung erfordere und 2. verniedlicht als bloße Erfindung, Lüge und Täuschungsmanöver der Bourgeoisie, "um den Haß der Unterdrückten von den wahren Ursachen abzulenken und zu spalten" [83] . Damit glaubt sich der Antizionismus die Generalabsolution erteilt zu haben, ist doch der Antisemitismus per definitionem allein bei Bourgeoisie und (Neo-)Nazis möglich, während er sich "als Teil der unterdrückten Klasse" [84] im Kampf gegen diese wähnt. Daß der moderne Antisemitismus immer auch eine Bewegung war, die sich als Revolte verstand, wird schleunigst verdrängt. Dieses pathologisch gute Gewissen der mit der Gnade der späten Geburt sich Brüstenden spart dagegen nicht mit dem Vorwurf an die Zionisten, sie hätten, anstatt den revolutionären Kampf gegen Hitler zu ergreifen, lieber den reaktionären Weg der Flucht gesucht, nur um ihr Leben zu retten. [85]
Aber am liebsten mag der Antizionist von Antisemitismus und Auschwitz nichts hören, und wie er die Entstehung Israels von Auschwitz trennt, um die Vernichtung des imperialistischen Brückenkopfes fordern zu können, so wird auch die Entstehung des Zionismus vom Antisemitismus abgekoppelt: "Die zionistische Ideologie entstand um die Jahrhundertwende. (...) Erst später kommt bei einigen zionistischen Ideologen der sog. ’ewige Antisemitismus’ als Rechtfertigung für den Staat Israel hinzu." [86]

Dem gleichen Strickmuster folgt auch das Bild, das sich der anti-imperialistische Antizionismus vom Nationalsozialismus macht. Streng nach Dimitroff ist auch dieser nur eine Erfindung und Verschwörung der Bourgeoisie gegen die revolutionären Massen, und so unermüdlich die Politik jeder einzelnen Unterfraktion des Monopolkapitals nachverfolgt und jede Reichsmark Spende der Industrie an die NSDAP akribisch aufgelistet wird, so wenig wird Auschwitz wahrgenommen oder als Schlüssel zum Verständnis des NS auch nur in Betracht gezogen. Krampfhaft wird versucht, der Vernichtung einen Sinn abzugewinnen, sie den Kapitalisten zuschreiben zu können. "Theorie selbst wurde zu einer Form psychischer Verdrängung" [87] . Nach neuesten Erkenntnissen der Nahostgruppe Hamburg diente "der Terror gegen die jüdische Minderheit zu Warnung an alle, die Widerstand leisten wollten" [88] ; Auschwitz war das Mittel, um "den Schein einer ideologischen Motivation aufrechtzuerhalten, daß die Politik des Faschismus nicht allein wirtschaftlichen Zwecken dient" [89] . Allenfalls dann, wenn innerhalb einer ’Ökonomie der Endlösung’ sich Auschwitz doch noch auf Heller und Pfennig zu rechnen scheint, hat es Chancen, ins anti-imperialistische Weltbild einsortiert zu werden. [90]

Bereits in der Zuordnung Bourgeoisie/NS/Antisemitismus ist die Tendenz zur Exkulpation zugunsten der deutschen Nation angelegt. In dem Vorwurf, die Zionisten hätten gekniffen, schwingt die Hoffnung, die Juden könnten an Auschwitz doch (mit-)schuldig gemacht werden, mit. Unverhüllt zu Tage treten diese Bedürfnisse in den von Teilen der Palästina-Solidarität nur noch als zwanghaft zu klassifizierenden Versuchen einer Verkopplung von NS und Antisemitismus mit Zionismus bzw. Israel. Zwar war die Linke, den NS streng nach Dimitroff als bloße Fortsetzung der bürgerlichen Herrschaft mit etwas rabiateren Mitteln mißverstehend, schon immer schnell mit dem Faschismus-Vorwurf zur Hand, um irgendwelches Unrecht als besonders schlimmes moralisch anzuklagen. Doch bei keinem anderen Staat werden alle, von den K-Sekten bis zur RAF, von Palästina-Gruppen bis zu den Grünen, so reflexhaft von der Faschismus-Assoziation überwältigt wie bei Israel.
Der SDS Heidelberg behauptete, die israelische Regierung wolle "mit den arabischen Völkern ebenso verfahren ... wie die Nazis mit den Völkern Polens und der UdSSR" [91] , die KPD, daß die Zionisten, "die Nazis unserer Tage", Palästina "araberfrei" [92] machen wollten. Die RAF schrieb vom "Moshe-Dayan-Faschismus - diesem Himmler Israels -", der "seine Sportler verheizt wie die Nazis die Juden" [93] , bereits 1969 kursierte die Rede vom "National-Zionismus" [94] .
Die Reaktionen auf die Libanon-Invasion offenbarten erneut, mit welch "obsessiver Beharrlichkeit" [95] die deutsche Linke Bezüge und Analogien zur nazistischen Judenvernichtung herstellen will. Bundesweit wurde zur Demonstration "gegen den israelischen Vernichtungskrieg" aufgerufen, schrieben ’taz’, ’Antiimperialistisches Informations-Bulletin’, ’Blätter des iz3w’ u.a. vom "Holocaust an den Palästinensern" und der "Endlösung der Palästinenserfrage" [96]. Anschaulich äußert sich das Bedürfnis, Israel den Faschismus anhängen zu wollen, in einer mittlerweile 20jährigen Kontinuität von unzähligen Karikaturen, die in immer neuen Variationen das Hakenkreuz mit dem Davidstern verschmelzen lassen. [97]
In den späten 80ern bemühte sich ’Al Karamah’, "das faschistische Gesicht" und die "faschistischen Vernichtungsmaßnahmen des zionistischen Siedlerstaates", die "die Maßnahmen des deutschen Faschismus bei weitem übertreffen" [98] , zu entlarven. Karam Khella, derzeit Chefideologe der Restbestände des anti-imperialistischen Lagers, hat gar eine neue ’Faschismustheorie’ zur Beantwortung der ohnehin nur rhetorisch gestellten Frage "Ist Israel ein faschistischer Staat?" [99] entworfen, um zu dem Wunschergebnis zu kommen, daß 1. der Faschismus in jedem kapitalistischen Staat, 2. besonders ins Israel, 3. aber keinesfalls im Irak zu finden sei. Der zionistische Faschismus besitze gar einen besonders perfiden Charakter, versuche er doch die Weltöffentlichkeit über seinen wahren Charakter zu täuschen, indem er Wahlen, Gewerkschaften und gar eine KP zuläßt.

Auch in der Vergangenheit suchte sich das aggressive Bedürfnis nach Exkulpation zu befriedigen. [100] So werden das Ha’avara-Abkommen, das 1933 zwischen dem Reichswirtschaftsministerium und der Zionistischen Vereinigung für Deutschland abgeschlossen wurde und gegen den Export deutscher Waren nach Palästina bis 1939 60.000 Juden die Ausreise ermöglichte, sowie Kontakte einiger rechtsextremer Zionisten zur SS (als diese noch die Auswanderung der Juden betrieb) dazu benutzt, ein "Komplott", eine "Kollaboration" [101] , eine "verbrecherische Allianz des Zionismus und des Nazismus" [102] zu erfinden.
Da scheint die Haganah fast zum Verursacher der NS-Judenpolitik zu werden, habe sie doch versucht, "die Mithilfe der SS bei der Beschleunigung der Austreibung der Juden zu gewinnen" [103] . Erst entzogen sich die Zionisten schon durch feige Flucht der Verpflichtung, anstelle der versagenden deutschen Arbeiterbewegung den NS zu stürzen, dann brachten sie noch mit dem Ha’avara-Abkommen "jeglichen Versuch eines wirtschaftlichen Boykotts des Nazireichs zum Scheitern" [104] ! Selbst sind sie schuld, die Juden-Zionisten, hat doch "ihre Konspiration mit den Nazis ... dazu beigetragen, das Nazi-Regime zu stärken und die Front des antifaschistischen Kampfes ... zu schwächen" [105] , hielten sie doch "den Faschismus im Sinne ihrer Pläne für wünschenswert ..., der den Juden den Tod brachte" [106] , womit die Zionisten "den Tod von vielen Tausenden von Juden durch Hitler auf dem Gewissen haben" [107] .

Die von den Antizionisten betriebene Verschiebung des NS nach Israel, die Rede von einer "ideologischen Verwandtschaft zwischen dem Antisemitismus des NS-Faschismus und dem Zionismus" [108] bis hin zur obszönen Behauptung einer Mitschuld an der Vernichtung, leistet eine derart unverfrorene Verdrängung des NS, Exkulpation der deutschen Nation und Restituierung deutschen Nationalgefühls wie sie selbst Nolte et. al. weit von sich weisen würden: an jenem Staat, der allein durch seine Existenz die Erinnerung an Auschwitz nicht vergehen läßt und so dem Bedürfnis nach deutschem Nationalgefühl im Wege steht.
"So sind sie uns perverserweise ähnlich geworden" [109] stellen mit der späten Geburt begnadete deutsche Antizionisten fest, und die solch scheinheiligem Entsetzen stets auf den Fuß folgende Entdeckung der Palästinenser als die "Juden der Juden" [110] bedeutet in seiner Konsequenz nicht nur Entschuldung, sondern Aufruf zu neuerlicher Gewalt - die Juden sollen nämlich bloß nicht glauben, "als hätten sie durch unsere Taten eine Art Mordbonus erhalten" [111] . "Angesichts der zionistischen Greueltaten verblassen ... die Nazigreuel" stellte der Grüne Kalender 1983 befriedigt fest und rief nicht nur dazu auf: "Kauft nicht bei Juden", sondern fragte erwartungsvoll, "wann den Juden endlich ein Denkzettel verpaßt wird" [112] .

Die typischen Reaktionsweisen auf Kritik sind ein weiterer signifikanter Beleg für den hohen Anteil projektiver Energien und Identifikationsbedürfnisse und zeugen von der Brüchigkeit der ’revolutionären Identitäten’ bei den zur Sektenhaftigkeit herabgesunkenen Antizionisten im anti-imperialistischen und autonomen Spektrum. So wenig der Inhalt der Kritik auch nur wahrgenommen werden kann, muß jegliche Kritik, zumal von links, durch aggressive Abwehr verdrängt werden, müssen Person und Absicht der Kritiker vernichtend angegriffen werden.
Zu den vergleichsweise freundlichen Vorwürfen gehören "der Abschied von einer klassenkämpferischen Praxis" [113] , "Antikommunismus" [114] oder die ’nur’ von antiintellektuellem Ressentiment [115] gespeiste Abwehr als "theoretischer Firlefanz" [116] seitens "kleinbürgerliche Intelligenz" [117] . K. KHELLA erkennt da schon "gezielt und systematisch betriebene" "Zersetzung" am Werke, welche den Tatbestand der "Volksverhetzung" [118] erfülle. ’Al Karamah’ "entlarvt solche Elemente", die "mit veralteten Slogans wie ’Antisemitismus’" daherkommen, als "pseudolinke Kräfte", die nur eine "massive Propagandakampagne zugunsten des Zionismus durchführen" [119] wollen. Der Antizionist glaubt sich bedroht durch "Fälschungen" und "Denunziationsversuche" von "Hofideologen" [120] , die infolge ihrer "Lumpenhaftigkeit" "konsequent" "Staatsschutzpolitik" [121] betreiben.
Ende 1991 rechnete eine Revolutionäre Zelle mit dem "Mythos nationaler Unabhängigkeit und dem ihm immanenten ... homogenisierenden Volksbegriff" ab, dessen "naive Projektionen" und "handfeste Verdrängungen" spätestens im Falle Israels zu "historischer Amnesie und moralischer Desintegration" führten. Schon die "Katastrophe" von Entebbe, die "Selektion entlang völkischer Linien" hätte zeigen müssen, "daß auch Linke nicht gegen antisemitische Ressentiments gefeit sind, die notdürftig mit nationalrevolutionären Definitionen kaschiert werden" [122] . Doch auch diese traurige Wahrheit quittierte die anti-imperialistische Seite in unbewußter Selbstironie postwendend mit dem Vorwurf, daß eben auch die RZ "Propagandalügen" kolportiere, um eine "proisraelische Politik" sowie "ihren eigenen Rückzug" zu legitimieren. Erfolgreich wurden die RZ der "Denunziation nationaler Befreiungsbewegungen", des "kleinbürgerlichen Anarchismus", der "tiefen rassistischen Verachtung ... gegenüber dem Trikont" sowie des "bürgerlichen Antifaschismus" überführt. [123]

... das anti-imperialistische Weltbild ist der Fehler (und mehr als nur das)

Einzelheiten mögen immer wieder als bloße ’Fehler’ relativiert und erklärt werden, die Gesamtsicht aber läßt die Quantität in Qualität umschlagen: Der Vorwurf des antisemitischen Gehalts des Antizionismus, von ’kleinbürgerlich-zionistisch’ geziehenen Kritikern seit Ende der 60er Jahre erhoben, ist kaum zu entkräften. Die Äußerungen und Positionen der selbstüberzeugtesten Antizionisten sind gerade keine Ausrutscher, Fehler oder Marginalien; sie bringen vielmehr die dem Antizionismus inhärente angelegte Logik nur hemmungslos zu ihrem Endpunkt: einem rebellischen Nationalismus von links, der sich notwendig antisemitisch artikulieren muß. Die Fehler machen System, verweisen auf zwei miteinander verwobene ’Ursachen’ des Antizionismus: das anti-imperialistische Weltbild als ideologische Denkform und die Abwehr selbstkritischer und bewußter Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen nach individueller und kollektiver Identität als deren notwendiges psychologisches Komplement.

Das anti-imperialistische Weltbild macht keine Fehler, es ist der Fehler: Es tendiert dazu, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu simplifizieren, zu verdinglichen, zu personifizieren, verschwörungstheoretisch zu mißdeuten und damit eine auch moralisch binäre Weltsicht zu entwickeln. Da die eigenen, unreflektierten Bedürfnisse nach Veränderung, kämpferischer Gemeinschaft, eindeutigem Feind und einfach zu durchschauenden Verhältnissen hierzulande keine Erfüllung finden, werden diese in die Fernen des Trikonts projiziert. Die unkritische Identifikation mit nationalen Befreiungsbewegungen muß zwangsläufig zur Unterscheidung von guten und schlechten Staaten, zur Verwechslung von nationaler Befreiung mit sozialer Revolution und so zur Entdeckung guter Völker führen, welche gegen das mit ’Imperialismus’ bezeichnete abstrakte Böse kämpfen. (Die letzte Ursache dieser Denkform ist eine falsche Verarbeitung der gesellschaftlichen Verhältnisse im allgemeinen und der durch sie gegebenen objektiven Probleme einer aktivistisch die ’Revolution’ wollenden ’Linken’ im besonderen. Die Übernahme der Pseudotheorie des ’Marxismus-Leninismus erfolgte aus diesem Dilemma; hätte er nicht bereitgestanden, hätte er erfunden werden müssen.)

Entdeckt diese als strukturell antisemitisch zu bezeichnende Denkweise den Palästina-Konflikt, so muß sie nahezu zwangsläufig auch material antisemitische Erklärungsmuster (re-)produzieren. Denn will der anti-imperialistische Antizionismus mit seinem Bedürfnis nach Revolte die Palästinenser als das gute Volk identifizieren, das im Kampf gegen fremde Herrschaft sich homogenisieren und den ’guten Staat’ aufbauen soll, so dürfen die Juden kein Volk sein, muß ’der Zionismus’ zur abstrakt-magischen Formel für alles Böse werden, müssen Antisemitismus und Auschwitz relativiert und negiert werden. Schon um die binäre Weltsicht des anti-imperialistischen Antizionismus überhaupt legitimieren und aufrechterhalten zu können, muß objektiv antisemitisch argumentiert werden.

Doch manifestiert sich im Antizionismus nicht nur der Wunsch nach echter und kämpferischer Gemeinschaft sondern auch der nie eingestandene Wunsch nach ’deutscher Normalität’, nach Entlastung von der Vergangenheit des ’eigenen’ Kollektivs. Keine Linke war vor 1967 so pro-israelisch, keine war nach 1967 so antizionistisch wie die deutsche Linke. Der unkritische Pro-Israelismus der Linken, der das Leid der palästinensischen Bevölkerung nicht sehen wollte, trug den Charakter einer ’Politik des schlechten Gewissens’, zeigt die angesichts der Monstrosität der deutschen Verbrechen verständliche Befangenheit der deutschen Linken gegenüber Israel. Doch der Umschwung zum glühenden Antizionismus war mehr als eine ’Überreaktion’ darauf, daß die bisher zu reinen Opfern Stilisierten diesem Bild nicht mehr entsprachen und gar von der gehaßten Springer-Presse als Blitzkriegssieger gefeiert wurden, war mehr geschuldet als einem platten Anti-Imperialismus, der in den Palästinensern neue, und gar ’bessere’, weil sich wehrende Opfer entdeckte.
Denn schon die von Anfang an kursierende Täter-Opfer-Metaphysik, die die Palästinenser zu den ’Opfern der Opfer’ und damit ’die Juden’ zu ’Tätern’ definierte, betrieb die Relativierung der deutschen Verbrechen auf Kosten der Juden. Die Dialektik dieser nur scheinbar abstrakt-moralischen Rede fand alsbald ihre logische Konkretion in der skandalösen Gleichsetzung Israels bzw. des Zionismus mit dem Faschismus.
Mit dem "Pathos des doppelt reinen Gewissens" [124] , das sich als nachgeboren und ’links’ als von jeglicher selbstkritischen Reflexion über die eigenen Beweggründe enthoben definierte, verurteilten deutsche Antizionisten, oder genauer: antizionistische Deutsche Israel als zu eliminierendes ’Gebilde’. In der Projektion des NS auf Israel äußert sich nicht nur das Bedürfnis, ’revolutionär’ und ’links’ sich im antifaschistischen Kampf phantasieren zu wollen, sondern gleichzeitig der Wunsch, sich endlich ’normal’ und unbelastet von der Geschichte des eigenen Kollektiv fühlen zu wollen. "Allein der Vergleich an sich ist schon ein Skandal. Man muß um jeden Preis Auschwitz aus dem Gedächtnis der Menschen auslöschen wollen, um einen solchen Vergleich anzustellen. Tatsächlich werden sich am Tage, an dem man bewiesen hat, daß die Opfer genauso schuldig sind, wie die Henker, die Henker oder die Kinder der Henker erleichtert fühlen." [125] . In der Bekämpfung der deutschen Vergangenheit an Israel wird so das Geschäft der Normalisierung und Restituierung des deutschen Nationalgefühls betrieben, wieder einmal auf Kosten der Juden - veritabler sekundärer Antisemitismus ’linker’ Provenienz.

Wenn nicht mehr unterscheidbar ist, ob die national-emotional aufgeladenen Metaphern ’Feind der Welt’ oder ’Feind der Menschen’ oder ’blutrünstige und machtgierige Bastion gegen die Völker’ oder ’Sinnbild alles Bösen’ nun von ’rechten’ deutschen Nationalsozialisten auf ’die Juden’ oder von ’linken’ deutschen Befreiungsnationalisten auf ’den Zionismus’ gemünzt sind [126], wird endgültig deutlich, wie kurz der Weg vom "Antiimperialismus der dummen Kerls" [127] , den Deutscher 1967 fälschlicherweise bei den Arabern befürchtete, zum Antisemitismus ist.

So ist der Antizionismus gleichsam eine ’doppelt verschobene’ und damit doppelt konformistische Rebellion. Er verschiebt nicht nur alles Böse auf das Abstraktum mit dem Namen ’Zionismus’, sondern delegiert auch noch den Widerstand an die Palästinenser, die als Brückenkopf nationalrevolutionärer deutscher Bedürfnisse Israel von der Landkarte tilgen sollen (und sind diese zu derlei Selbstaufopferung nicht bereit, wird eben auch die PLO des kleinbürgerlichen Verrats geziehen). Der Sache der palästinensischen Bevölkerung erweist die sich revolutionär gebärdende und mit der Gnade der späten Geburt brüstende geschichts- und reflexionslose Unschuld einen Bärendienst, weil gerade sie den so beklagten pauschalen Antisemitismus-Vorwurf der israelischen Regierung an die Solidaritätsbewegung teilweise wahr macht.

Die Kritik des Antizionismus trifft nicht nur den sektiererischen Kern der Palästina-Solidarität, sondern gilt generell dem manichäischen anti-imperialistischen Weltbild und dem Nationalismus von links, wie er nicht nur während des Golfkrieges sich zeigte. Antinationalismus stellt nicht nur eine Grundbedingung zum Begreifen und Erkennen des Antisemitismus, sondern auch eine Grundbedingung der Linken überhaupt dar. Als gesellschaftlich geprägte Individuen sind ’Linke’ potentiell so nationalistisch und antisemitisch wie die sie umgebende Gesellschaft, als hierzulande aufgewachsene sind sie ebenso anfällig für die spezifischen Zwänge eines deutschen Nationalismus, die Verweigerung der Auseinandersetzung mit der belastenden Vergangenheit und die symptomatischen Wiederkehr des Verdrängten in Form eines ’sekundären Antisemitismus’. Als radikal kritisch sich begreifende und historisch reflektierende politische ’Linke’ ist es deshalb ihre unabdingliche Aufgabe, sich der (selbst)kritischen Auseinandersetzung zu stellen: Das eigene Bedürfnis nach kollektiver und damit potentiell nationaler Identität reflektieren, das die gesellschaftlichen Verhältnisse verdinglichende anti-imperialistische Weltbild als ideologisches und falsches zu kritisieren, den Antizionismus als das aufzuweisen und zu denunzieren, was er ist, ihn nicht weiter als ’links’ gelten zu lassen - dies muß zum grundlegenden Selbstverständnis einer der Aufklärung und Kritik verpflichteten Linken zählen, will sie sich noch als solche bezeichnen.

Literaturliste

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(erschienen in: L. Poliakov, Vom Antizionismus zum Antisemitismus, Freiburg 1992) Copyright by Th. Haury