Ingo Elbe

Marxismus-Mystizismus - oder: die Verwandlung der Marxschen Theorie in deutsche Ideologie

Im Jahr 1964 monierte Hans Albert, seines Zeichens Vertreter des Kritischen Rationalismus im
damaligen ‚Positivismusstreit’, den Gestus „dialektischer Verdunkelung“, mit dem Theodor W.
Adorno und Jürgen Habermas ihr Paradigma einer kritischen Gesellschaftstheorie von vermeintlich
traditionellen Wissenschaftsstandards abzuheben gedachten. Diesen Gestus hat Albert später auch
polemisch als Ausdruck einer „deutsche[n] Ideologie“ bezeichnet, deren Quellen er in Hegel und
Heidegger identifizierte. Ohne die antihegelianische Hybris des Kritischen Rationalismus teilen zu
müssen, ist im Rückblick tatsächlich zu konstatieren, dass im Gefolge von Adorno, aber auch
traditionelleren marxistischen Denkern, in Fragen einer Methodologie kritischer Theorie einige
obskurantistische Behauptungen in die sich antipositivistisch dünkende Linke Einzug gefunden haben,
die bis heute fortwirken. Daran konnte auch eine ‚neue Marx-Lektüre’ wenig ändern.

(zuerst erschienen in Prodomo Nr. 5/ 2007; die Langversion ist im Sammelband "Gesellschaftliche Praxis und ihre wissenschaftliche Darstellung. Beiträge zur ’Kapital’-Diskussion" http://www.marxforschung.de/wm6.htm (Berlin 2008) erschienen)
siehe zur Fortsetzung auch Anything Ghost. Eine Replik auf Joachim Bruhn und die Redaktion Prodomo