Christoph Görg
Gesellschaftliche Naturverhältnisse und die Transformation des globalen Kapitalismus
Einschätzungen zur Situation des Ökologieproblems am Ende des 20sten Jahrhunderts
sind von einer paradoxen Gegenläufigkeit geprägt. Viele Beobachter sehen die
Sensibilisierung für die Bedrohung der natürlichen Umwelt und deren Folgen für die
Gesellschaft wieder zurückgehen. Umgekehrt vermeinen andere Beobachter das genaue
Gegenteil feststellen zu können und sogar ein Heraufziehendes „Jahrhundert der
Umwelt“ (E.U.v.Weizsäcker) erwarten zu dürfen. Beide Anschauungen können einige
gute Gründe für sich anführen (auch wenn die zweite Position doch durch einigen
professionellen Optimismus mitbedingt sein dürfte). Und trotzdem verfehlen beide den
eigentlichen Kern des sich abzeichnenden Prozesses. Denn in gewisser Hinsicht haben
sowohl pessimistische als auch optimistische Beobachter recht: Die ökologische
Kommunikation relativiert und verstetigt sich gleichermaßen. Beide Anschauungen
lassen sich aber miteinander verbinden, wenn statt von einem Ökologie- oder
Umweltproblem von einer Regulation gesellschaftlicher Naturverhältnisse ausgegangen
wird. Dann läßt sich nämlich leichter verstehen, welche Rollen die Natur in der
Transformation des globalen Kapitalismus spielen wird und welche positiven wie
negativen Konsequenzen dies für sie wie für die Gesellschaft haben könnte.
Erschienen in japanischer Sprache in: associé, Nr.7; September 2001, Tokyo
Vortrag bei der Roten Ruhr Uni 2003, 10.11.