Thomas Land

Søren Mau: Stummer Zwang

Eine marxistische Analyse der ökonomischen Macht im Kapitalismus

Mau führt die Stabilität der kapitalistischen Produktionsweise auf das Zusammenspiel von drei Formen der Macht zurück: unmittelbare Gewalt, Ideologie und ökonomische Macht. Während Gewalt und Ideologie mittels Zwang bzw. Konsens direkt einwirken, richtet sich die ökonomische Macht im Kapitalismus nur indirekt an das Subjekt. Letztere ist unpersönlich, abstrakt und anonym, „in den ökonomischen Prozessen selbst verankert“. Und obwohl nicht sicht- oder hörbar, wirkt sie so ebenso brutal und rücksichtslos wie offene, physische Gewalt. Mau versteht den ‚stummen Zwang‘ der kapitalistischen Produktionsweise als eine eigenständige Form der Macht, die zwar durch das staatliche Gewaltmonopol eingerichtet und aufrechterhalten sowie durch Ideologie legitimiert wird, aber nicht auf diese reduziert oder vollständig zurückgeführt werden kann. Die Rezension verfolgt die Darstellung und Analyse der eigenständigen Mechanismen ökonomischer Macht durch Mau, mit denen er zugleich den Anspruch erhebt, das Schisma des akademischen Marxismus zwischen den Verfechtern eines Primats des Klassenkampfs einerseits und den Anhängern der Wertkritik bzw. der neuen Marxlektüre andererseits zu überwinden.

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Eine stark gekürzte Version des Textes erschien zuerst bei Soziopolis.de am 08.03.2022, https://www.soziopolis.de/abstrakte-herrschaft-konkreter-zwang.html