Olaf Kistenmacher

Arbeit und »jüdisches Kapital«

Antisemitische Aussagen in der KPD-Tageszeitung Die Rote Fahne während der Weimarer Republik

Als antifaschistische Partei hat die Kommunistische Partei Deutsch­lands sich stets gegen Judenhass ausgesprochen, auch hat sie natio­nalsozialistische und völkische Parteien bekämpft. Trotzdem finden sich in der Tageszeitung der KPD, Die Rote Fahne, in allen Phasen der Weimarer Republik antisemitische Aussagen. Die Analyse der Zeitung zeigt, dass diese Aussagen zum einen mit dem spezifischen Natio­na­lis­mus der KPD zusammenhängen, zum anderen auf einem fetischi­sier­ten und personifizierten Antikapitalismus basieren. Das »jüdische Kapital« erschien lediglich als eine besondere Gruppe innerhalb der Kapitalisten. Im Gegensatz dazu konstruierte die KPD das Kollektiv der »Arbeiter«. Das Selbstverständnis als »Arbeiter« prägte darüber hinaus den Anti­intellektualismus wie auch den Antizionismus.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Pressestimmen:

"Eine theoretisch anspruchsvolle und ausgesprochen gelungene Untersuchung ... Kistenmacher gelingt in seiner Studie der überzeugende Nachweis, dass der linke Antisemitismus sich nicht erst in den Konstellationen der Nachkriegszeit entwickelt hat. Er ist nicht allein auf einen Mechanismus der Schuldabwehr nach der Shoah zurückzuführen und noch weitaus weniger auf politische Konflikte im Nahen Osten, wie insbesondere der Ausgang des Sechstagekriegs 1967. Vielmehr reichen seine ideengeschichtlichen Wurzeln mindestens bis in die Weimarer Republik zurück. Er entsteht einerseits im Kontext einer Imperialismusinterpretation, die an Lenin anknüpft und zugleich wesentliche Anregungen Rosa Luxemburgs als fehlgeleitet ausblendet. Er entsteht andererseits in einem verkürzten Verständnis des Kapitalismus, in dem ökonomische Verhältnisse personifiziert wahrgenommen werden. Die Frage des Verhältnisses zwischen Kapital und Arbeit wird national aufgeladen, wobei Arbeit als das nationale Element verstanden wird, wohingegen das Kapital als fremd, antinational und jüdisch markiert wird."
(Sehepunkte, Ausgabe 16/2016, Nr. 4)

"Kistenmacher hat eine ebenso detaillierte wie instruktive Studie vorgelegt, an der man in zukünftigen Diskussionen über Erscheinungsformen und Ursachen antisemitischer oder den Antisemitismus bedienender Argumentationsmuster in der politischen Linken kaum vorbei kommen wird."
(Versorgerin 112/Dezember 2016)

edition lumière
ISBN 978-3-943245-39-4
EUR 44,80
2016