Günther Mensching

Heidegger: Die Seinsfrage mit fataler Antwort

Martin Heidegger gilt als einer der größten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Vor allem in den beiden Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war seine Denkweise nicht nur in Deutschland und in der akademischen Sphäre allgegenwärtig. Namentlich die französische Philosophie beruft sich noch heute auf Heidegger, und manche Künstler ließen sich vom Seinsdenken inspirieren. Protestantische und katholische Theologen und einige Tiefenpsychologen nahmen wichtige Motive aus seinem Denken auf. Heidegger ist also eine epochale Bedeutung nicht abzusprechen. Aber es erheben sich berechtigte Fragen und Zweifel. Beruht sein Ruhm nicht zu einem großen Teil darauf, dass eine wesentliche Seite seines Denkens verharmlost, verdrängt oder schlicht geleugnet wird? Der Schock über die Aufdeckung seiner Verstrickung in den Faschismus war groß. Dabei war vieles schon lange vor der Veröffentlichung von Victor Farias (1987) bekannt. Das Entscheidende lässt sich aus der inneren Struktur des Heideggerschen Denkens ableiten. Im Vortrag soll in diesem Sinne versucht werden, die Disposition Heideggers zur faschistischen Ideologie von „Sein und Zeit“ bis zu den Spätschriften zu verfolgen.