„Is Theory Good for the Jews?“ fragt der an der University of Minnesota lehrende Literaturwissenschaftler Bruno Chaouat in seiner bereits 2016 erschienenen Streitschrift. „Theory“, das ist für ihn „French Thought“ … Diese Theorie ist Chaouat zufolge nicht gut für Juden, weil sie nicht nur unfähig ist, den Antisemitismus zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu analysieren, sondern weil sie selber einen Beitrag zu diesem Antisemitismus leistet … Chaouats Buch bietet einen ebenso instruktiven wie (...)
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Artikel
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Bruno Chaouat: Is Theory Good for the Jews?
31. März 2022, von ingo -
Tilman Tarach: Teuflische Allmacht
13. Februar 2023, von ingoNicht nur von Einzelpersonen wird mitunter gesagt, sie sähen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Auch bei Gesellschaften kann es vorkommen, dass ihnen das Offensichtliche verborgen ist, dass sie es nicht erkennen – beziehungsweise nicht wahrhaben wollen. Es gehört zur Allgemeinbildung zu wissen, dass der moderne Antisemitismus christliche Wurzeln hat. Trotzdem ist der christliche Antisemitismus in den öffentlichen Debatten der vergangenen 20 Jahre selten Thema gewesen. Der Fokus lag viel (...)
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Henrike Kohpeiß: Bürgerliche Kälte
11. Juli 2023, von ingoHenrike Kohpeiß` Buch beansprucht weit mehr, als die aus postkolonialen Diskussionszusammenhängen hinlänglich bekannte Figur des Othering, also die Begründung des Eigenen durch die Abgrenzung gegenüber einem Fremden und Anderen, abermals - nur diesmal anhand von Affekten und Gefühlen - zu illustrieren. Während nämlich postkoloniale Beiträge zumindest implizit dem aufklärerischen Ideal folgen, durch Transparenz, Reflexivität und Selbstkritik eine herrschaftskritische Wirkung zu erzeugen, (...)
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Vincent August: Technologisches Regieren. Der Aufstieg des Netzwerk-Denkens in der Krise der Moderne
4. Januar 2022, von ingoAugusts Buch liest sich wie eine Ehrenrettung der mittlerweile stark in Misskredit geratenen Postmoderne. August erinnert – durch seine pejorative Interpretation des Regierungsparadigmas der Souveränität, die er weitgehend unkritisch von seinen Protagonisten übernimmt – an die Enge einer technokratisch ‚verwalteten Welt‘ des Fordismus, die die soziale Sicherheit im geplanten Fortschritt durch Konformismus und Paternalismus erkaufte. Als das fordistische Produktionsregime und sein (...)
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Søren Mau: Stummer Zwang
29. März 2022, von ingoMau führt die Stabilität der kapitalistischen Produktionsweise auf das Zusammenspiel von drei Formen der Macht zurück: unmittelbare Gewalt, Ideologie und ökonomische Macht. Während Gewalt und Ideologie mittels Zwang bzw. Konsens direkt einwirken, richtet sich die ökonomische Macht im Kapitalismus nur indirekt an das Subjekt. Letztere ist unpersönlich, abstrakt und anonym, „in den ökonomischen Prozessen selbst verankert“. Und obwohl nicht sicht- oder hörbar, wirkt sie so ebenso brutal und (...)
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Georgiana Banita: Phantombilder
1. Juli 2023, von ingoIm Rezensionsessay werden Georgina Banitas Thesen aus ihrem Buch ‘Phantombilder’ vorgestellt und kritisiert. Für die Kultur-, Literatur- und Sprachwissenschaftlerin sind rassistische Polizeiübergriffe Ausdruck und Konsequenz einer rassistischen Gesellschaft. Die in der Gesellschaft zirkulierenden Phantombilder ‘krimineller Ausländer’ prägen das Denken von Polizisten, die somit "womöglich automatisch und nicht vorsätzlich, quasi aus einem Reflex heraus” handeln, wie Banita schreibt. Was (...)
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Der Kampf um Rückkehr
29. September 2022, von ingoIm linken Kontext hat man selten Probleme damit, weiße europäische oder amerikanische Neonazis beim Wort zu nehmen und eine radikal-nationalistische sowie antisemitische Kultur der Ehre und Schande als Motivation ihrer Taten zu konstatieren. Gegenüber ebensolchen Motiven bei arabischen bzw. muslimischen Terroristen, politischen Regimen oder Bewegungen praktizieren weite Teile des postkolonialen Soziologismus an den Universitäten, im Politikbetrieb und in den Medien hingegen eine (...)
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Jonas Kreienbaum: „Ein trauriges Fiasko“
2. April 2023, von ingoDer Begriff ‚Konzentrationslager‘ wird heute vor allem mit dem nationalsozialistischen Lagersystem verbunden. Seinen Ursprung hat er allerdings im Kontext kolonialer Partisanenbekämpfung Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Historiker Jonas Kreienbaum zeigt eindrucksvoll, wie man die Geschichte dieser kolonialen Konzentrationslager schreiben kann, ohne postkolonialen Jargon zu verwenden und ohne die radikalen Differenzen zwischen europäischem Kolonialismus und Nationalsozialismus (...)
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Bernard Lewis: Race and Slavery in the Middle East
9. Dezember 2020, von ingoDer Orientalist und Islamexperte Bernard Lewis (1916-2018) zeigt in seiner 1990 erschienenen und leider nie ins Deutsche übersetzten Abhandlung, dass der „myth of Islamic racial innocence” ein Produkt von Idealisierungen der islamischen Kultur zum Zwecke innerwestlicher politischer Auseinandersetzungen im 19. Jahrhundert war. Man wollte, so Lewis, die brutale transatlantische Sklaverei und den damit verbundenen Hautfarbenrassismus kritisieren, indem man ihnen die tatsächlich etwas anders (...)
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Sven Gringmuth: Was war die Proletarische Wende?
27. März 2022, von ingoDie ‚Proletarische Wende‘ am Ende der 1960er Jahre bildete den Auftakt zur Entstehung der K-Gruppen in der Bundesrepublik und Westberlin: Wer es ernst meinte mit der proletarischen Revolution, musste sich fortan parteiförmig organisieren, in die Betriebe und Fabriken gehen sowie die bürgerliche Lebensform hinter sich lassen. Die Studentenbewegung der 1960er Jahre wurde kurzerhand zur ‚internen Angelegenheit der Bourgeoisie‘ erklärt. Was vielen als ein unverständlicher Bruch mit den Zielen (...)
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