Fabian Kettner

Dirk Rupnow: Aporien des Gedenkens. Reflexionen über ’Holocaust’ und Erinnerung

Wer ein Denkmal – und sei es auch ein Mahnmal – baut, der sagt: Das sind
wir. Er sagt sich und anderen, was er ist und wie er sich sieht, was er sein
will und wie er sich sehen möchte. Er droht sich und anderen: Schaut,
wozu wir fähig waren – und es deswegen auch immer wieder sein könnten.
 Was, wenn dies stimmt?
Mahnmale zum Nationalsozialismus, so Dirk Rupnow in der vorliegenden
Aufsatzsammlung, erinnern zwar an das Verbrechen – aber auch eben nur
an das Verbrechen. Ausgestellt wird die „Monumentalität der Tat“ (150), der
Umfang der Zerstörung und die Zahl der Morde. Um die Opfer geht es
aber nicht, und wenn, dann nur in zweiter Linie, um gleich wieder in erster
Linie von den Tätern schweigen zu können. Wenn dies stimmt, dann werden
bisherige Gegensätze verflüssigt.

(erschienen in Literaturkritik.de 05/2008)