Matthias Bohlender

Liberales Regierungsdenken. Zur Genealogie einer politischen Rationalität

Matthias Bohlender zeigt in seinem Vortrag, dass die bei Anhängern wie Gegnern des Liberalismus verbreitete Idee, der Liberalismus sei mit weitreichenden staatlichen Interventionen in gesellschaftliche Praktiken unvereinbar, falsch ist. Anhand von drei Problematisierungsschüben und politischen Lösungsversuchen im 18. und 19. Jahrhundert zeigt er, wie sich liberalistische Akteure gemäß dem Motto ’weder zuviel noch zuwenig regieren’ bemühen, ihr Konzept von Marktfreiheit mittels umfangreicher staatlicher Maßnahmen zu etablieren und zu stabilisieren. Es soll deutlich werden, dass kapitalistische Marktlogik (’Liberalisierung der Gesellschaft’) mit staatlicher Zentralisierung und zunehmender administrativer Kontrolle einhergingen. Eine solche Beschäftigung mit der Geschichte des Liberalismus kann auch dazu beitragen, ein angemesseneres Verständnis unserer neoliberalen Gegenwart zu erreichen.

Als Flyer:

Matthias Bohlender ist seit 2009 Professor für Politische Theorie an der Universität Osnabrück. Veröffentlichungen u.a.:
Metamorphosen des liberalen Regierungsdenkens. Politische Ökonomie, Polizei und Pauperismus. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2007.
Handeln unter Risiko. Gestaltungsansätze zwischen Wagnis und Vorsorge. Hrsg. mit H. Münkler u. S. Meurer. Bielefeld: transkript 2010.
Die Rhetorik des Politischen. Zur Kritik der politischen Theorie. Berlin: Akademie Verlag 1995.